Wenn Sie mich fragen, was Liebe sei, könnte ich auf die Idee kommen zu sagen: „Ich weiß, was Liebe ist. Aber wenn Du mich ganz direkt fragst, weiß ich es nicht“.
Liebe ist sehr viel komplexer, als das Wort, das in der Kommunikation gebräuchlich ist. Spannend ist daher, Liebe auf den Grund zu gehen: Was ist Liebe? Fragst du das deine Mitmenschen, so wird voraussichtlich eine der häufigsten Antworten sein, dass Liebe eine Art der Verbundenheit zwischen zwei Menschen ausdrücke. Schaut man bei Wikipedia nach, bestätigt sich erst einmal diese Art der Interpretation. Denn dort steht: „Liebe (von mittelhochdeutsch liebe, „Gutes, Angenehmes, Wertes“) ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen zu empfinden in der Lage ist.“
Doch, wer sich weiter umhört, bekommt von Philosophen oder spirituellen Menschen viel weitschichtigere Erklärungsversuche. Liebe als etwas sehr universelles. In der christlichen Lehre wird gelehrt: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe“. Da ich ein eher agnostisches Weltbild habe, geht es mir nicht darum, hier einen bestimmten Glauben weiter auszuführen. Wichtig ist mir nur, Liebe größer zu beschreiben, als lediglich eine Gefühlsbeschreibung zwischen zwei Menschen!
Der Begriff Liebe wird im Sprachgebrauch meist jedoch auf genau das, eine Zungeigung zu einem anderen Menschen verwendet. Auch empfinden es viele Menschen als eine Schwäche, über Gefühle zu sprechen oder schaffen es nicht, selbst, wenn sie es wollten. Ich kann mich gut an ein Gespräch mit einem Studienkollegen erinnern: Wir beide waren Mitte zwanzig und unterhielten uns über Frauen. Irgendwie wanderte das Gespräch zum Thema, wie schwer es uns falle, über Gefühle zu sprechen. Beide waren wir erleichtert zu hören, dass es jeweils dem anderen genauso schwer fiel, speziell das Wort Liebe überhaupt über die Lippen zu bekommen! Tatsächlich: Jedesmal, wenn ich es versuchte, klang es seltsam. Auch im Selbstversuch mit mir allein. Warum war das so?
Ein Grund war sicherlich, dass ich meinen Gefühlen und Bedürfnissen nicht wirklich nahe war. Sie nicht in Achtsamkeit wahrnahm. Über diese erst recht nicht sprechen konnte. Dazu kam, dass zwar von Liebe viel zu lesen, aber oft nicht viel davon zu spüren war. Nehmen wir das Beispiel von oben, die christliche Lehre. So begegnete ich im Laufe der Jahre Menschen der unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen, die auch des Öfteren von Liebe sprachen (schließlich ist es ja ein hohes Gut in diesem Glauben). Doch zwischen dem Gesagten oder Geschriebenen und dem Handeln bzw. der Ausstrahlung dieser Personen klaffte ein Graben, unbeschreiblichen Ausmaßes. Es war so, als ob diese Personen selbst nicht wüssten, wovon sie sprachen (ich bin davon überzeugt, dass es die meisten auch wirklich nicht wussten). Folge: Auch hier blieb Liebe abstrakt. Triffst Du aber stattdessen auf authentisch wirkende Menschen, so ist dies in aller Regel stimmig, weil die Übereinstimmung zwischen sagen/handeln und deren fühlen/denken voll gegeben ist.
Fakt war also: Die Mehrheit der Menschen ahnt zwar, zumeist aus Beschreibungen, was sich hinter „Liebe“ alles verbirgt. Es gibt aber Unmengen von Menschen, die Liebe nicht in ihrer vollen Pracht spüren, sondern 1. nur darüber abstrakt sprechen können oder 2. diese auf etwas begrenzen, dass sie in Wohlgefühl mit bestimmten Mitmenschen erleben – ein Gefühl zwischen Menschen. Liebe wird von den meisten (?) Menschen nicht in ihrer vollen Fülle erfahren. Ich war damals einer von ihnen. Und treffe regelmäßig Menschen, denen es auch gerade jetzt noch so geht. Wie also über etwas sprechen, dass schwer zu greifen ist?
Sei nicht enttäuscht, wenn ich an dieser Stelle nicht den Versuch wagen werde, Liebe zu beschreiben. (Geht das mit Worten?) Stattdessen werde ich, durch die Gesamtheit dieses Blogs, mit Hilfe von Artikeln, Kommentaren, Fragen, Antworten, Beispiele zur Öffnung der Blickwinkel und auch durch Übungen versuchen, dass du ein Gefühl bekommst und es selbst erfährst, welch großes Spektrum du hinter dem Begriff Liebe finden kannst und wie sehr Liebe dich, deine Umwelt und das Ganze beglücken vermag!
Das Schöne: Liebe ist bereits hier. In dir. Suche sie, erfülle dich mit ihr, sei in Liebe! Ganz unabhängig von Situationen oder anderen Menschen. Unabhängig von Glaubensrichtungen oder gar Geboten. Gerade sogar unabhängig von Gedankenkonstrukten, weil sie mit dem Verstand wohl nicht genügend greifbar ist. Sei einfach in Liebe. Du kannst auch Liebe teilen, sie ist im Überfluss vorhanden. Du kannst sie überfließen lassen aus dir heraus. Du kannst in Liebe sein mit dir. Mit deiner Umwelt. Mit dem Ganzen. Oder einfach ganz bei dir sein und genießen. In Liebe sein.
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