In Liebe zu sein oder über Liebe zu sprechen mag manchen Menschen, oft speziell Männern, inneres Unbehagen auslösen. Ist es doch gesellschaftlich viel konformer, über Krieg, Gewalt, Härte zu sprechen, als über ein Thema, das von vielen Menschen eher in die Kategorie der Themen für Frauen, Esoterik, Religion oder von anderen als zu weiblich eingeordnet wird.
Was macht das Wort Liebe mit Menschen?
In Liebe zu sein, voll und ganz, und damit Liebe als die Basis für alle eigenen Handlungen mit sich, mit anderen und dem all uns Umgebenden anzusehen, kann das wunderbarste Gefühl überhaupt sein. Aber es kann sich für manche auch ungewohnt oder gar peinlich anhören, über Liebe zu sprechen, wenn man bisher einen anderen Wortschatz nutzte.Überhaupt über Liebe zu sprechen fällt ja vielen Menschen schon gar nicht leicht und ist für viele Menschen schambeladen. Gerade Männer können manchmal nicht einmal mehr das Wort Liebe aussprechen! Gleichzeitig fällt es aber den meisten Menschen sehr leicht, über Gewalt, Krieg oder andere „harte“ Dinge zu sprechen.
Das Wort Liebe hat mitunter deswegen eine so erstaunliche Sonderstellung, weil mit diesem Wort viel Gefühl transportiert wird. Gefühle zeigen fällt vielen Menschen nicht leicht. Ähnlich ist es mit Singen. Auch dies ist eine Handlung, die Gefühle beinhaltet und oft von Menschen vermieden wird, die es nicht gewohnt sind, über Gefühle zu sprechen oder sie nach außen zu zeigen. Stellen wir uns einmal einen Manager vor: Wie käme es im Allgemeinen an, wenn dieser vor Kollegen sänge oder über Liebe spräche? Wenn er aber mit seinen Kollegen über den Krieg in Fernost redet, ist es scheinbar ok. Das ist erstaunlicherweise gesellschaftsfähig und erzeugt beim Gegenüber kein Stirnrunzeln.
Ist es zu weich und nicht männlich in Liebe zu sein?
Nein! Es ist sogar das Gegenteil der Fall: In Liebe sein heißt, sich den Herausforderungen zu stellen, statt wegzulaufen oder wegzusehen.
Beispiel: Frank hat Angst vor einer bestimmten Situation. Er vermeidet sie: Er läuft vor dieser Situation weg oder versucht, das Thema und damit verbundene Gefühl nicht einmal zu an sich heranzulassen und verdrängt aufkommende Gedanken.
Problem: Die Angst wird nie gelöst und was verdrängt wird, ist nicht weg, sondern kann in bestimmten Situationen, ohne es zu wollen, wieder hervorbrechen. Dieses Verhalten ist bei der Mehrheit der Bevölkerung üblich. Manchen Männern fiele es ja schon gar nicht leicht, sich einer Angst einzugestehen oder darüber zu sprechen. Das Gegenteil ist der Fall: Viele Menschen verdrängen und lenken sich mit Süchten ab (Trinken, Drogen, Glücksspiel, etc.).
Genau dies ist der Punkt: Sehr viele Menschen rennen vor sich, vor ihren Gefühlen oder unangenehmen Situationen, weg. Sie vermeiden. Sie sind nicht in Harmonie mit sich und oft auch nicht ihrer Umwelt. Jemand, der in Liebe mit sich und seiner Umwelt lebt, lebt achtsam, hört auf seine Gefühle und lässt es überhaupt auch erst zu, sie zu spüren. Er verdrängt sie nicht. Er verhält sich nach außen scheinbar männlich, ist aber voller Furcht und weich.
Ist es männlich wegzulaufen und sich unangenehmen Dingen nicht zu stellen?
Unangenehme Dinge könnten Gespräche mit Mitarbeitern oder dem Partner sein. Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Oder, Ängste bzw. Befürchtungen, denen man sich konfrontiert, um sie überhaupt lösen zu können.
Es passt doch nicht zusammen, Liebe als weich, als zu „soft“, abzutun und auf der anderen Seite vor sich selbst oder Situationen wegzulaufen wie ein kleiner Junge. Sich für Liebe und Herzlichkeit zu entscheiden, ist wirkliche Härte und Männlichkeit. Zu sich zu stehen, voll und ganz – in Harmonie mit sich. In Harmonie mit anderen. In Harmonie mit dem all uns umgebenden Universum. Mit offener Brust, gerade und mit starkem Kreutz dazustehen. Bereit zu sein, sich jeder aufkommenden Herausforderung zu stelllen und anderen bei Konflikten tief in die Augen zu schauen, statt wegzuschauen. Sich Ängsten zu stellen und Herausforderungen des Lebens anzugehen ist das Sinnbild eines Kriegers. Wer es in Liebe tut wird ein friedvoller Krieger. Krieger zu sein klingt für mich männlicher als jemand, der vor sich, vor Situationen und vor Konflikten wegläuft.
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